Um die Altstadt herum

Data aktualizacji: 2016-10-18

Der Rundgang kann etwa 5 Stunden dauern, und es sind fast 5 Kilometer zurückzulegen. Wir beginnen auf der ul. Świdnicka, dort, wo noch am Anfang des 19. Jahrhunderts das Schweidnitzer Tor stand. Leider blieb nicht viel von seinem früheren Glanz - ein kleiner Platz, das Gebäude der Torwache, das sog. Hauptwache und die ehemalige Kirche des hl. Johannes von Jerusalem, die die Perspektive aus dem Norden abschließt und die im gotischen Stil im 15. Jahrhundert errichtet wurde.

Wir gehen die ul. Piotr Skarga entlang und stehen vor dem Partisanenberg, ein Überbleibsel der Befestigungsanlagen aus dem 16. Jahrhundert. Der Berg, der auch als Bastion Sakwowy bezeichnet wird, verdient Interesse, nicht nur wegen seiner historischen Vergangenheit, sondern auch  aufgrund der Architektur. Zahlreiche Gartenhäuschen, romantische Ecken, Quellen und eine reiche, speziell ausgewählte Pflanzengestaltung begünstigten einen Spaziergang der schlendernden verliebten Paare. Im Frühjahr 1945 befand sich in den Kerkern der Bastion das Hauptquartier des Verteidigungskommandos der Festung Breslau. Die Luftangriffe und das Artilleriefeuer verursachten zahlreiche Schäden und, obwohl Restaurierungsarbeiten durchgeführt wurden, kehrte die einstige Pracht des Orts nicht zurück. Aber ein Spaziergang neben alten Bäumen und viel Grün hat einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Regeneration unseres Körpers.

Wir gehen an der Neigung des Hügels oder am Wassergraben entlang, der sich an dieser Stelle Richtung Norden richtet. Wir spazieren in Richtung des ehemaligen Tors Oławska. Auf der rechten Seite sind Jugendstil-Gebäude an der ul. Podwale, die im späten 19. Jahrhundert errichtet wurden, sowie das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland sichtbar.

Wir gehen nun durch eine Unterführung (anstelle des Oławska-Tors), in der wir die Überbleibsel der Stadtmauern aus dem 15. Jahrhundert und ein Modell der städtischen Befestigungsanlagen sehen können. Nach der Unterführung halten wir vor dem Eingang zur Galerie Dominikańska. Auf der linken Seite ist die kleine Kirche des hl. Christophers sichtbar, die zur Gemeinde der evangelisch-augsburgischen Kirche gehört.

Richtung Osten schließt die Kirche des hl. Moritz das Panorama ab, die ehemalige Pfarrkirche für Bewohner der Ohlauer Vorstadt. Die Kirche spielte während der Belagerung Breslaus im Frühjahr 1945 eine wichtige Rolle. Der Pastor dieser Gemeinde, Paul Peikert, leistete große geistige Hilfe für die Einwohner der Stadt, nahm den Soldaten die Beichte ab, besuchte die Arbeitslager und dokumentierte die Tage der Belagerung, das Verhalten der Bevölkerung und den Terror der SS und der Wehrmacht.

Jetzt gehen wir über den Stadtgraben neben der Galerie Dominikańska - auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das mächtige Hauptgebäude der Post, das 1927 gebaut wurde. Heute beherbergt es das einzige Museum für Post und Telekommunikation im Land. Es empfiehlt sich hier herzukommen und etwas über die Geschichte der Telegrafen, Telefone und polnischen Briefmarken zu lernen.

Wir betreten die al. J. Słowacki, auf der linken Seite sehen wir ein Bastion aus dem 15. Jahrhundert, ein zum Teil rekonstruierter Abschnitt der Stadtbefestigung. Wir gehen von der al. J. Słowacki Alee zum Słowacki-Park. Auf der linken Seite gibt es ein aus dem späten 15. Jahrhundert stammendes Bernhardiner-Kloster, derzeit das einzige Museum für Architektur in Polen. Vor dem Museum gibt es ein Fragment des Denkmals für Erschossene, das von W. Hasior entworfen und hier im Jahr 1971 aufgestellt wurde. An dieser Stelle entscheiden wir uns für den Weg geradeaus und kommen so direkt an der Polnischen Höhe und der Gondelbucht vorbei. Eine andere Möglichkeit ist die Allee entlang Richtung Osten zu gehen, vorbei an den zwei eklektischen Gartenvasen, die aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Nach einer Weile stehen wir am Denkmal für Juliusz Słowacki, das 1984 nach einem Projekt von W. Szymanowski – dem Schöpfer des Denkmals für Friedrich Chopin im Łazienki-Park in Warszawa – aufgestellt wurde. Die breite Allee, die besondere Aufmerksamkeit wegen der 100 Jahre alten Platanen verdient, führt uns zum Nationalmuseum. An der Kreuzung der Parkalleen wurden 1962 vier Gartenskulpturen aus Sandstein aufgestellt, die im 18. Jahrhundert geschaffen wurden. Es handelt sich hierbei um die Skulpturen der Göttin Athene, der Göttin Rhea, der Göttin Ceres und der Göttin Athene II. Direkt daneben stehen zwei moderne Freilichtskulpturen, die zusammen die Komposition „Warten“ darstellen und 1980 von Künstlern der Stadt, Anna und Ryszard Zamorski, erstellt wurden.

Vor uns befindet sich die ul. J. E. Purkyniego und das Nationalmuseums, das seinen Sitz in einem Neo-Renaissance-Gebäude hat. Es beherbergt reiche Sammlungen von Gemälden, Grafiken, Skulpturen, schlesischen und polnischen Kunsthandwerken und zeitgenössischer Kunst. Vor dem Gebäude wurden drei Denkmäler in Bronze aufgestellt: Michelangelo und Albrecht Dürer, in den Jahren 1831-1832 nach einem Projekt von R. Haertle entworfen, sowie eine Allegorie des Fischfangs, wiederum nach einem Projekt von Ch. Behrens und A. Dürer.

Über die breite Allee Richtung Westen gelangen wir wieder zurück. Links auf einer Lichtung zwischen den Bäumen steht das Denkmal für die Opfer des Massakers von Katyń, das nach einem Projekt von T. Tchórzewski geschaffen und im Oktober 2000 enthüllt wurde. Es erinnert an die 22 000 ermordeten polnischen Offiziere und Polizisten in Kozielsk, Ostaszków, Starobielsk, Katyń, Miednoje und Charków.

Die von Bäumen und Sträuchern gesäumte Allee führt uns bis zur Rotunde für das „Panorama von Racławice“. Vor dem Gebäude steht ein Obelisk für die Verfassung vom 3. Mai, der nach einem Projekt von M. Dziekoński geschaffen und 1993 aufgestellt wurde. Das „Panorama von Racławice“, eine Abteilung des Nationalmuseums in Wrocław, ist ein Ort, der besonders sehenswert ist. Eine einzigartige Leinwand mit den Abmessungen von 120 x 15 Metern ist das Werk einer Gruppe von Malern, die unter der Leitung von J. Styka und W. Kossak standen. Das Bild entstand 1894 in Lwów. In Wrocław wurde es nach 38 Jahre der „Odyssee“ am 14. Juni 1985 wiederveröffentlicht.

Der Weg des Spaziergangs führt nun auf die Polnische Höhe. Nachdem wir ein Stück die ul. J.E. Purkyniego entlang gegangen sind, gehen wir einen asphaltierten Weg bergauf. Auf der rechten Seite befindet sich ein Fragment des Stadtgrabens, die sog. „Gondelbucht“. Nachdem wir die Spitze der Höhe erreicht haben, haben wir einen herrlichen Ausblick auf das rechte Ufer von Wrocław mit Ostrów Tumski und der Piaskowa-Insel vor uns.

Entlang der Oder gehen wir nach Westen, verlassen die Altstadtpromenade und gehen die breite Allee des Xawery-Dunikowski-Boulevards entlang. Wir gehen zum Polnischen Platz. Auf der linken Seite gibt es die Gebäude der Kunstakademie. Auf dem Platz befindet sich eine Skulptur: der „Kopf des Arbeiters“ wurde 1982 auf dem Platz aufgestellt und im Jahre 1948 von X. Dunikowski geschaffen, um die Ausstellung der wiedergewonnenen Gebiete zu feiern. Nebenan steht das im Jahr 1999 enthüllte Denkmal der im Osten Ermordeten, zur Erinnerung an die Verbrechen, die von ukrainischen Nationalisten an der polnischen Bevölkerung in den Jahren 1939 bis 1947 begangen wurden.

Wir kommen zur Piaskowa-Brücke, gehen über die Oder und hinter der Brücke biegen wir links auf die Piaskowa-Insel ab. Wir spazieren den S. Kulczyński-Boulevards entlang - der erste Rektor der Universität Wrocław und der letzte Rektor der Jan-Kazimierz-Universität in Lwów.

Nun gehen wir über die Oderinsel, wo im 11. und 12. Jahrhundert Wrocław entstand. Wir gehen über die Vorderbleiche und weiter bis zur ul. Drobnera.

Man kann sich auch für einen längeren Weg entscheiden und über die ul. Staromłyńska zur Młyńska-Insel gelangen, dann kann man auf die Vorderbleiche und über die Brücke der hl. Klara auf die Hinterbleiche gehen. Als nächstes gehen wir über die Fußgängerbrücke zur ul. Bolesława Drobnera.

Wir gehen in der Nähe des Hotels Park Plaza vorbei Richtung Universitätsbrücke, um das linke Ufer der Oder zu erreichen.

Wir gehen vorbei am Hauptgebäude der Universität Wrocław, das eine prächtige barocke Innenausstattung in sich verbirgt - die Aula Leopoldina, das Oratorium Marianum - sowie Sammlungen des Universitätsmuseums, und betreten die ul. Nowy Świat. Wir spazieren an einem Wasserkraftwerk entlang, das sog. Südliche Kraftwerk, und erreichen das Stadtmuseum, das sich im ehemaligen Arsenal befindet. Das Renaissance-Gebäude gehört zu den ältesten seiner Art in diesem Teil von Europa. Die Ursprünge reichen zurück bis 1459. Im Inneren gibt es Sammlungen von militärischen und archäologischen Exponaten.

Wir gehen auf die ul. Mikołaja, vorbei an der ehemaligen Kirche der hl. Barbara, heutzutage die Kathedrale der orthodoxen Diözese von Wrocław-Szczecin. Im Hintergrund sehen wir auf der rechten Seite das ehemalige Krankenhaus, dessen Ursprünge bis zurück zur 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts reichen - gegenwärtig das Woiwodschaft-Krankenhaus von J. Babiński.

Wir gehen jetzt Richtung Süden und vorbei an der Holzbrücke des hl. Antonius und der breiten Allee mit Linden, Kastanien und Platanen. Wir erreichen einen Ort, an dem sich der uns begleitende Stadtgraben Richtung Osten wendet.

Vor uns befindet sich der Orląt-Lwowskich-Platz und der 1843 errichtete Świebodzki-Bahnhof.

Die historische Baumallee führt uns zur ul. Krupnicza. Wir gehen an einem Neo-Barock-Gebäude vorbei, das ursprünglich der Sitz der preußischen Kaserne der Kürassier war und 1835 gebaut wurde. Heute befindet sich hier der Sitz des Landkreises Wrocław. Auf der linken Seite an der ul. Krupnicza gibt es einen neugotischen Bau  - die Neue Börse - heute Sitz von KS Gwardia.

Wir überqueren die ul. Krupnicza. Auf der rechten Seite befindet sich ein neo-gotischer Gebäudekomplex, der für das Gerichte bestimmt ist. Die Ursprünge des Gebäudes stammen aus dem Jahr 1844 und die Fertigstellung wird auf das Jahr 1887 datiert. Wir gehen über den Stadtgraben, der von viel Grün umgeben ist, zum Wolności-Platz, dem ehemaligen Schlossplatz. Hier wurde das königliche Schloss errichtet, dessen Ursprünge aus dem Jahr 1750 stammen. Vom ehemaligen königlichen Schloss ist bis zum heutigen Tage der älteste barocke Teil erhalten geblieben, der sich auf der Seite der ul. Kazimierza Wielkiego befindet und in dem auch das Stadtmuseum untergebracht wurde. Der Teil des Schlossgebäudes auf dem Wolności-Platz wurde in den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts abgerissen. Nur ein Gebäude für die im Dienst stehenden mit einer Arkadiengalerie blieb. Vor dem Schloss entstand ein Übungsplatz, auf dem zur preußischen Zeiten das Exerzieren der Infanterie und Kavallerie geübt wurde. Am 27. Mai 1945 fand hier das Defilee der Abteilungen der 10. Sudeten-Division der Infanterie der II. Polnischen Armee statt. Auf dem Wolności-Platz entsteht derzeit das Nationale Musikforum, das voraussichtlich im Jahr 2011 eröffnet werden soll.

Wir gehen rechts an einer Fußgängerbrücke vorbei und auf der anderen Seite des Stadtgrabens sehen wir das im Jahre 1927 entstandene Gebäude des Regionalpolizeipräsidiums. Gleich daneben, auf der ul. Łąkowa, befand sich die Synagoge „Na Wygonie“, die während der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 zerstört wurde. Wir gehen am Denkmal für die Opfer des Stalinismus vorbei, das im September 1989 enthüllt wurde, und kommen auf die ul. Świdnicka. Hier kommen wir am Ende unseres Spaziergangs an.

 

Autor: Bronislaw Zathey